AgTechBridge

AG Memmendorf: Regionale Kreisläufe etablieren

Wie bist du auf die AgTechBridge aufmerksam geworden?
Bei der Internetrecherche nach innovativen Unternehmen aus dem Agrarbereich bin ich
auf die AgTechBrigde aufmerksam geworden. Da wir im Unternehmen immer auf der
Suche nach neuen Ideen sind, hat mich das Konzept gleich angesprochen.

Wie ist der Betrieb aufgestellt? Welche Betriebsschwerpunkte gibt es?

Die Agrargenossenschaft Memmendorf e.G. ist ein breit aufgestellter Verbundbetrieb im Erzgebirgsvorland. Wir bewirtschaften 1.400 ha landwirtschaftliche Nutzfläche mit dem Schwerpunkt Milchviehhaltung. Entsprechend bauen wir auf unseren Flächen vor allem Kleegras, Mais, Raps und Futtergetreide an. Als weiterer Schwerpunkt im Feldbau befinden sich etwa 300 ha Braugetreide im Anbau, sowohl Sommergerste als auch Brauweizen. Das entstehende Braugetreide wird durch unsere Erzeugergemeinschaft
an regionale Mälzereien vermarktet.

Der Bereich Tierproduktion umfasst die Milchviehhaltung mit 800 Milchkühen plus Nachzucht, die Mutterkuhhaltung mit 50 Kühen und eine Merinofleischschafherde mit 180 Muttertieren. Aus der anfallenden Gülle wird bei uns Biogas produziert und verstromt. Unsere Biogasanlage besitzt eine Leistung von einer MW.

Zusätzlich zur Primärproduktion sind wir im Bereich Direktvermarktung aktiv. Wir schlachten unsere Tiere selbst vor Ort und produzieren Fleisch- und Wurstwaren. Diese werden in 3 Verkaufsmobilen und 3 Filialen in der Region verkauft.

Wie wird der Betrieb innovativ weiterentwickelt und fit für die Zukunft gemacht?
Vor vier Jahren haben wir unsere Milchviehanlage komplett modernisiert. Das heißt, dass wir an unserem Altbestand an Gebäuden einen Anbau für 15 Melkroboter errichtet haben. Zudem haben wir eine Kuhortung und eine Aktivitätsmessung implementiert. Damit konnten wir die Haltungsbedingungen für unsere Tiere deutlich verbessern.

Um unsere Direktvermarktung weiter voranzubringen, haben wir dieses Jahr den Regionalmarkt eröffnet. In einem ehemaligen Supermarkt in Innenstadtlage der benachbarten Kleinstadt Oederan befindet sich jetzt der neue Einkaufsmarkt mit unseren eigenen Produkten und vielen Artikeln von anderen regionalen Erzeugern. Somit können wir unser Denken in regionalen Kreisläufen abrunden und den Kunden einen Mehrwert durch kurze Transportwege und eindeutiger Herkunft der Waren aus ihrer Heimat bieten.

Im Bereich erneuerbare Energien planen wir ebenfalls große Wachstumsschritte. Die Errichtung eines Solarparks mit 50 MW Nennleistung ist für kommendes Jahr anvisiert. Damit wollen wir vor Ort grüne Energie erzeugen, um unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Der produzierte Strom soll zu einem großen Teil an benachbarte Gewerbetreibende vermarktet werden.

Welche Herausforderungen treten dabei auf?
Gerne würden wir in unserer Biogasanlage auch Koppelprodukte, die im Betrieb anfallen, einsetzen, wie etwa Grünschnitt oder Altbrot aus der Direktvermarktung. Dies ist leider durch das starre EEG nicht möglich.
Der Ausbau erneuerbarer Energien wird stark durch das Fehlen von verfügbaren Punkten zur Netzeinspeisung begrenzt. Unsere Gesellschaft spricht von Digitalisierung, diese scheitert am stockenden Glasfaserausbau und Funklöchern jenseits der großen Ballungszentren.

In welchen Bereichen können Kooperationen mit Startups für die Weiterentwicklung des
Betriebs hilfreich sein?
Angefangen beim Anbau neuer Kulturen auf dem Acker, über digitale Möglichkeiten der Krankheitsfrüherkennung bei unseren Milchkühen bis hin zu innovativen Wertschöpfungsketten in der Direktvermarktung sind wir für verschiedene Anwendungen offen.

Ein wichtiges Anliegen ist mir die Nutzung einiger leerstehender Altgebäude bei uns im Unternehmen. Ein ehemaliger Schweinestall und eine Kartoffellagerhalle werden bei uns nicht mehr aktiv genutzt und suchen nach einem Konzept für die weitere Verwendung. Von Insektenzucht, einer Kleinbrauerei bis hin zu Indoor Gemüseanbau kann ich mir vieles vorstellen. Unser Vorteil ist die bereits vorhandene Vertriebsinfrastruktur für kundenfertige Endprodukte durch die hauseigene Direktvermarktung und die zukünftig entstehende große Menge preisgünstigen Solarstromes direkt vor Ort. Im Kontext unseres Solarparkes ist natürlich die Schaffung von sinnvollen Nutzungsmöglichkeiten des Stroms ein wichtiger Hebel für die Verbesserung der Energieeffizienz.

Welchen Nutzen versprichst du dir von der AgTechBridge?
Durch die Plattform erhoffe ich einen Austausch über innovative Ideen im Agrarbereich, um zu erkennen, wie ich unseren Betrieb zukunftsfähig weiterentwickeln kann. Durch den Kontakt zu jungen Gründern kann man seinen Horizont auf jeden Fall erweitern und es ergeben sich hoffentlich Synergieeffekte für alle Beteiligten. 

Hier geht´s zur Website der Agrargenossenschaft Memmendorf.

Die Agrargenossenschaft Memmendorf e.G. befindet sich zwischen Chemnitz und Dresden.